Religiös - und doch verloren?!

 

Reicht ein religiöses Leben aus um in den Himmel zu kommen? Viele Menschen glauben das. Deshalb erfüllen sie religiöse Rituale und Traditionen, gehen zur Beichte und spenden für wohltätige Zwecke. Manche gehen soweit, dass sie für ihre Religion sogar ihr Leben opfern und andere mit in den Tod reißen. Religiösität hat unendlich viele Gesichter.

 

Und trotzdem bleibt da immer eine unterschwellige Angst. Was, wenn es doch nicht reicht? Kann ich wirklich sicher sein, dass ich einmal vor dem heiligen Gott bestehen werde? Ist Religiösität genug?

 

Jesus Christus beantwortet diese Frage in Lukas 18, 8-14 mit einem eindeutigen „Nein!“

 

Religiösität reicht nicht aus um in den Himmel zu kommen! Das wird in diesem Text sehr deutlich, wenn man sich drei Dinge genau anschaut: Die grundlegenden Elemente eines religiösen Lebens, den gefährlichen Mittelpunkt eines religiösen Lebens und die göttliche Bewertung eines religiösen Lebens.

 

I.               Die grundlegenden Elemente eines religiösen Lebens [V. 8-9]

 

Worum geht es in einem religiösen Leben eigentlich, wenn man einmal alle zweitrangigen Dinge weglässt? Welche grundlegenden Elemente verbinden alle Religionen dieser Welt? Jesus Christus identifiziert zwei Elemente, die den Kern aller Religiösität ausmachen.

 

Erstens ist da die grundlegende Frage eines religiösen Lebens: Wie werde ich vor Gott gerecht? In Lk. 18,8 heißt es: „er sagte aber zu etlichen die sich selbst vertrauten, dass sie gerecht seien“. Diese Frage impliziert zunächst die Notwendigkeit, dass ich vor Gott gerecht sein muss. Die Bibel lehrt, ich werde einmal vor Gott stehen und Rechenschaft für mein Leben geben müssen (Hebräer 9,27). Diese Frage impliziert aber auch die Tatsache, dass ich vor Gott nicht gerecht bin. Aufgrund der Erbsünde und durch meine eigenen Entscheidungen bin ich ein verlorener Sünder (Römer 3,23). Und deshalb ist da diese grundlegende Frage: Wie werde ich vor Gott gerecht?

 

Zweitens ist da die grundlegende Annahme eines religiösen Lebens. Es heißt in Vers 8: „Er sagte aber zu etlichen die sich selbst vertrauten.“ Religiöse Menschen vertrauen im Grunde auf sich selbst. Sie glauben, dass sie sich einen Weg zu Gott bahnen können. Sie glauben, dass sie es schaffen können, einmal vor Gott gerecht dazustehen. Sie vertrauen auf ihre guten Werke, ihre Frömmigkeit oder auch auf die eigene Meinung, dass am Ende schon alles gut wird.

 

Aber wie steht Jesus zu dieser grundlegenden Annahme religiöser Leute? In den Versen 10 bis 12 weist er auf etwas hin, das ein religiöses Leben in ein sehr kritisches Licht stellt.

 

II.              Der gefährliche Mittelpunkt eines religiösen Lebens [V. 10-12]

 

Anhand eines Fallbeispiels macht Jesus den gefährlichen Mittelpunkt eines religiösen Lebens klar. Es geht dabei um einen Pharisäer, der als streng gläubiger Jude bekannt war. Pharisäer bedeutete so viel wie „Abgesonderter“, und sein Leben war geprägt von der strikten Einhaltung des mosaischen Gesetzes. Praktisch beinhaltete das z.B. das Verzehnten aller Waren, die Beachtung von Reinheitsvorschriften und heiligen Zeiten, und schließlich die Einhaltung verschiedener kultischer Handlungen. Aber was war der Mittelpunkt eines solchen Lebens? Jesus beschreibt den Pharisäer in Vers 11 bei seinem Gebet. „Der Pharisäer stellte sich hin und betete bei sich selbst so…“ Sicherlich war das Gebet ein Höhepunkt in der spirituellen Erfahrung dieses Pharisäers. Aber dieses Gebet ist auch ein Offenbarungseid, der folgendes deutlich macht: Der Mittelpunkt, um den sich ein religiöses Leben dreht, ist das ICH.

 

Zum einen geht es darum, was ich bin. Der Pharisäer betet „O Gott, ich danke dir, dass ich nicht bin wie die übrigen Menschen, Räuber, Ungerechte, Ehebrecher, oder auch wie dieser Zöllner da.“ Sein Vergleich mit anderen Menschen betont den hohen moralischen Standard, der sein Leben kennzeichnete. Wenn jemand vor Gott gerecht war, dann doch dieser Pharisäer. Davon war er selbst überzeugt und sicher auch seine Mitmenschen. Allerdings offenbart seine Selbsteinschätzung ein schwerwiegendes Problem: Wie viele Menschen es heute auch immer wieder tun, vergleicht er sich mit anderen Menschen und misst sich nicht an dem Maßstab der vollkommenen Heiligkeit Gottes. Er ignoriert dabei das vernichtende Urteil Gottes unter dem die ganze Menschheit steht. Römer 3,10 sagt uns „Es ist keiner gerecht, auch nicht einer…“ Die Selbsteinschätzung des Pharisäers ist deshalb leider völlig fehlgeleitet.

 

Zum anderen geht es darum, was ich tue. Die Dinge, die dieser religiöse Mensch aus seinem Leben zu berichten hat, sind beeindruckend. Er sagt in Vers 12: „Ich faste zweimal in der Woche und gebe den Zehnten von allem, was ich einnehme!“ Nicht viele Menschen können hier mithalten. Vor allem konnte sich dieser Pharisäer ja darauf berufen, dass seine Taten in der Heiligen Schrift des Alten Testaments begründet waren. Aber auch hier ist seine Selbsteinschätzung äußerst mangelhaft. Gottes Wort widerspricht ihm nämlich vehement. In Römer 3,12 heißt es z.B. „da ist keiner, der Gutes tut, da ist auch nicht einer!

 

Das Fallbeispiel des Pharisäers macht also deutlich, wie gefährlich der Mittelpunkt ist, um den sich das Leben religiöser Menschen dreht. Wenn ich darauf baue, was ich bin und was ich tue, bleibe ich vor Gott verurteilt. Die Bibel sagt, dass ich unter dem Zorn Gottes stehe! (Röm. 2,5-6)

 

Übrigens: Auch christliche Religiösität hat diesen gefährlichen Mittelpunkt. Leider missverstehen viele Menschen das biblische Christentum an dieser Stelle. Natürlich ist die Bibel und die christliche Ethik der Maßstab, der das tägliche Leben eines Christen bestimmt. Aber wenn ich versuche nach den Geboten Jesu Christi zu leben um mir den Himmel zu verdienen, werde ich es nicht schaffen. Ein solcher Versuch ist von vorneherein hoffnungslos, weil ich niemals gut genug sein kann. Jesus selbst macht das hier in Lukas 18 sehr deutlich. Was ich bin und was ich tue reicht einfach nicht aus! Der Mittelpunkt eines religiösen Lebens ist gefährlich!

  

Um das zu untermauern, geht Jesus in diesem Text aber noch einen Schritt weiter. Nachdem er die grundlegenden Elemente und den gefährlichen Mittelpunkt eines religiösen Lebens aufgedeckt hat, wird er in einem dritten Schritt ganz direkt. Er zerstört das Gedankengerüst religiöser Menschen durch eine niederschmetternde Bewertung.

 

III.           Die göttliche Bewertung eines religiösen Lebens [V. 13-14]

 

Vers 14 beginnt mit den Worten „Ich sage euch…“ Diese einleitende Phrase darf nicht einfach überlesen werden. Hier spricht nämlich Jesus Christus, die menschgewordene zweite Person der ewigen Dreieinigkeit Gottes, die göttliche Bewertung über einen Menschen aus. Hier spricht der, der einmal die Welt richten wird (Apg. 17,31). Und deshalb ist die Bewertung die jetzt folgt absolut entscheidend für das Schicksal dieses Menschen. Jesus sagt: „Dieser ging gerechtfertigt in sein Haus hinab, im Gegensatz zu jenem.“ Das wirft natürlich Fragen auf. Wer ist „dieser“ und wer ist „jener“? Als Schlüssel zum richtigen Verständnis gibt Jesus seinen Zuhörern zwei Erklärungen mit an die Hand.

 

Als erstes erklärt Jesus die göttliche Bewertung durch einen ernüchternden Kontrast. Er stellt neben den religiösen Pharisäer einen Zöllner. Diese Berufsgruppe war dafür bekannt für die römische Besatzungsmacht die Zölle einzutreiben und sich dadurch selbst zu bereichern. Für den strengen Juden kam noch hinzu, dass der Zöllner sich durch den Umgang mit den Heiden ständig verunreinigte. Der Begriff Zöllner wurde daher gleichbedeutend mit „Sünder“ benutzt. Der Kontrast zwischen dem Pharisäer und dem Zöllner konnte also größer nicht sein.

 

Vers 13 berichtet nun „Der Zöllner stand von ferne, wagte nicht einmal seine Augen zum Himmel zu erheben…“ Er wusste, da schaut ein heiliger Gott auf mich herab, vor dem ich Sünder nicht bestehen kann. Deshalb schlug er an seine Brust und sprach: „O Gott, sei mir Sünder gnädig!“ Dieses Bekenntnis zeigt einen Menschen, der reumütig zu Gott kommt, weil er einsieht, dass er ein verdorbener Sünder ist und deshalb Gottes Gnade braucht um gerettet zu werden. Hier steht nicht jemand der sich den Himmel verdienen möchte. Das einzige was dieser Mensch möchte, ist Gottes Gnade. Und genau das ist der Schlüssel! Der einzige Zufluchtsort für den Sünder vor dem Zorn Gottes ist die Gnade Gottes! Die Bibel sagt in Epheser 2,8-9 „Denn aus Gnade seid ihr errettet durch den Glauben, und das nicht aus euch - Gottes Gabe ist es.“ Durch den ernüchternden Kontrast des Pharisäers und des Zöllners zeigt Jesus einen Weg zu Gott auf, der im totalen Gegensatz zu einem religiösen Leben steht. Wenn Gott einen Sünder gerecht spricht, dann geschieht das einzig und allein aus unverdienter Gnade. Deshalb sagt Jesus „Dieser (Zöllner) ging gerechtfertigt in sein Haus hinab, im Gegensatz zu jenem (Pharisäer).“

 

Man kann sich vorstellen, wie an diesem Punkt die Pharisäer und mit ihnen die ganze religiöse Welt in Protest ausgebrochen ist. Wie kann das sein? Wie kann dieser Jesus es wagen den größten Sünder gerecht zu sprechen und den Pharisäer, der so viel besser ist, schuldig zu sprechen?

 

Die Antwort ist einfach und doch gewaltig: Hier spricht der, der eine kurze Zeit später stellvertretend am Kreuz von Golgatha für die Sünden der Welt sterben wird. D.h. er wird auch für die Sünden dieses Zöllners sterben, damit der Gerechtigkeit Gottes genüge getan wird. Er wird die Strafe tragen, die dieser Zöllner erleiden müsste. Und weil Jesus für Sünder gestorben ist, wird der, der sich selbst als Sünder erkennt und dieses stellvertretende Opfer im Glauben annimmt, gerecht vor Gott. (Röm. 3:28) Der Zöllner hat genau das getan, und deshalb stellt Jesus ihn hier als Kontrast zu einem religiösen Leben dar. Der Weg des Zöllners ist der Weg zur Gerechtigkeit die vor Gott gilt. Aber Jesus ist hier mit seiner Erklärung noch nicht fertig.

 

Als zweites erklärt Jesus die göttliche Bewertung durch ein ernüchterndes Prinzip. Er sagt in Vers 14: „Denn jeder, der sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden; wer aber sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden.“ Für einen religiösen Menschen kann dieses Prinzip nur ernüchternd sein. Sein Versuch, sich selbst zu erhöhen, ist vom Grundsatz her zum Scheitern verurteilt. Für einen Sünder aber, der vor Gott kapituliert, sich selbst erniedrigt und allein auf die Gnade Gottes vertraut, ist dieses Prinzip eine frohe Botschaft. Er darf wissen, dass er nach seinem Tod im Himmel sein wird, weil Gott ihn in den Himmel erhöht hat. Natürlich ist eine Kapitulation immer eine demütigende Erfahrung. Aber es ist der sichere Weg zur Gewissheit des Heils. In Jes. 57:15 heißt es:

 

 „Denn so spricht der Hohe und Erhabene, der ewig wohnt und dessen Name „Der Heilige“ ist: In der Höhe wohne ich und bei dem, der zerschlagenen und gedemütigten Geistes ist, damit ich den Geist der Gedemütigten belebe und das Herz der Zerschlagenen erquicke.“

 

Bist du auch jemand, der sich schon lange in einem religiösen Leben abmüht und doch niemals zu der Gewissheit gekommen ist, dass es für den Himmel reicht? Jesus Christus lädt dich heute ein, dein Selbstvertrauen und all deine eigenen Bemühungen aufzugeben und ganz allein auf die Gnade Gottes zu vertrauen. Jesus Christus möchte dich vor Gott gerecht sprechen und dir Heilsgewissheit schenken.

 

Möchtest du dich ihm jetzt nicht anvertrauen? Bekenne ihm in einem ehrlichen Gebet, dass du ein Sünder bist und bitte ihn um Gnade und Vergebung deiner Sünden. Mache ihn zum Herrn deines Lebens und setze dein ganzes Vertrauen darauf, dass er stellvertretend für dich gestorben ist. Wenn du das tust, darfst du mit der herrlichen Gewissheit leben, dass du tatsächlich einmal vor dem heiligen Gott bestehen kannst – nicht, weil du religiös bist, sondern weil du begnadigt bist!

 

(Alwin Reimer)

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